Zucht
Rassenhunde Zucht – Gegenwärtige Probleme
Aspekte der Rassehundzucht
Hundezüchter und Tierschützer sind sich über einige Aspekte der Rassehundzucht uneins, weil
die züchterische Herausarbeitung einige bestimmter Merkmale oft einher gehen mit körperlichen Defekten und Krankheiten und Leiden des Hundes.
Kenntnisse der Genetik und der Populationsgenetik
Um diese Konsequenz zu vermeiden, müssen Züchter über Kenntnisse der Genetik und Populationsgenetik verfügen.
Gegenwärtig sieht sich auch die Hundezucht und hier insbesondere hinsichtlich bestimmter Zuchtziele, massiver Kritik von Seiten des Tierschutzes der Tierärtzteschaft und der Allgmeinheit ausgesetzt.
Den Züchtern wird vorgeworfen, ihre zum Teil einseitig auf bestimmte Merkmale ausgerichtete Zuchtarbeit mit Hilfe bestimmter Zuchtmethoden Hunde zu züchten, die eine reduzierte Lebenserwartung haben. teilweise bestimmte Organe nicht normal gebrauchen können oder für diverse Erkrankungen disponiert sind.
Form follows Function
Auch die Rassehundezucht muss von dem Prinzip ausgehen, dass der Phänotyp (Erscheinungsbild) eines Hundes auch seine Gesundheit und das Freisein von Schmerzen, Leiden und Schäden, durch seine Gene oder durch Gen-Umweltreaktionen festgelegt wird. Das Erscheinungsbild folgt der Funktion.
Züchterbedingte Fehleinflüsse gehen bei Hunden auf 3 Ursachen zurück:
- die Hunde sind durch einseitige, extreme Zuchtziele in ihrer Gesundheit sowie ihrem verhalten negativ beeinflusst.
- In einer Population haben sich Defektgene angesammelt, die zu unterschiedlichen, morphologischen oder funktionellen Störungen führen
- Einsatz bestimmter Zuchtmethoden ( insbesondere Inzucht) führt durch Homozygotwerden von Genloci für Krankheiten und Defekte zu Schäden.
Verantwortung der Züchter
Die Verantwortung der Züchter bzw. Zuchtorganisationen für das Schicksal der ihnen anvertrauten Rassen muss Motiv für entsprechende Zuchtordnungen und Zuchtregeln sein.
Es muss geprüft werden, ob althergebrachte Methoden und Zuchtziel ausreichen, um die Rassen langfristig gesund, leistungsfähig und Tierschutzkonform zu erhalten.
Zu klären ist auch, wie viel individueller Züchtungsfreiraum und damit verbundene Pflichten den Züchtern übertragen werden müssen bzw. welche Aufgaben der Zuchtorganisation zufallen. eine generelle Antwort ist hierauf nur schwer zu finden. Es kommt immer darauf an, dass die Einzelzüchter in der Lage sind, ihre Ziele mit den gesetzlichen Vorgaben und mit ihrer Verantwortung für die Tiere in Einklang zu bringen.
Sind Zuchtorganisationen und Züchter Kontrahenten ?
Es wäre falsch, Zuchtorganisationen als Kontrahenten zu den Züchtern zu sehen. Trotzdem müssen gemeinsam erarbeitete Zielsetzungen, die grenzenlose Freiheit in Zuchtzielen und Vermehrung in geordnete Bahnen einer akzeptablen Züchtung bringen.
Natürlich ist es auch so, dass Zwänge aus der Zuchtordnung der Dachorganisationen und der Gesetzgebung über die Vereine durchgesetzt werden müssen (Kupierverbot). Die Sicherung des Überlebens, der Gesunderhaltung und einer arttypischen Vermehrung von Tierarten und -rassen in menschlicher Obhut ist ohne fachgerechtes genetisches Management nicht denkbar. DAs heisst im Klartext, dass man eine Tierart oder Rasse züchterisch nur richtig betreuen kann, wenn man die Grundzüge der Genetik einschließlich der Populationsgenetik kennt und auch anzuwenden weiß.
Ist eine Reform des Ausstellungswesens notwendig ?
Das Ausstellungswesen muss vor allem auch der Beurteilung und Herausstellung der gesündesten Zuchttiere dienen.
Dazu gehören veterinärmedizinsch-genetische Atteste über die Freiheit von Defekten und Symptomen. Kontrolle der Inzuchtdepression oder sonstiger organischer Schwächen und ggf. ein „Funktionstest“ als Voraussetzung für die Zuchtzulassung.
Diese Gesichtspunkte müssen auch von den Ausstellungs- und Zuchtrichtern berücksichtigt werden, d.h. bei sonstiger Gleichwertigkeit ist ein Tier mit besserer medizinsicher und genetischer Beurteilung vorzuziehen.
Generell ist auf die Prämierung extrem ausgeprägter einzelner Form- und Leistungskriterien zu verzichten.
- Zuchtpläne zur gezielten Vermeidung leidensrelevanter Merkmalsausprägung und Erbfehlerrisiken sind einzuführen.
- Bemühungen um genetische Gesunderhaltung der Tiere sind in einigen Zuchten noch unzureichend und unausgewogen.
- Notwendig ist die Hundzucht mit den Prinzipien des Tierschutzes zu vereinbaren.
Eine verantwortungsvolle Rassezucht gibt es nur wenn mindestens folgendes berücksichtigt wird:
- Vermeidung enger Verwandtschaftszucht
- Vermeidung exzessiver anatomischer, physiologischer und ethnologischer Übertreibungen (Übertypisierungen)
- Berücksichtigung von Gesundheit und Vitalität im Zuchtziel
- Vermeidung bzw. Begrenzung von Erbkrankheiten und Defekten
Abschließend möchte ich noch auf die Bedeutung der Berücksichtigung der Ergebnisse der modernen Genetik auch in der Heimtierzucht und auf die deshalb notwendige Zusammenarbeit mit Veterinärgenetikern und Tierärzte hinweisen.